Französische Elisabeth, 1470/80, Marburg, Elisabethkirche. Foto: D. Deubner








Die Heilige Elisabeth und Hermann von Salza [15]


Ausgewählte Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - Teil XXV

"Am 30. Juli 1233 war Magister Conrad von Marburg ermordet worden. Papst Gregor hatte diesen im Oktober 1232 mit dem Schutz des Hospitals der Elisabeth in Marburg betraut. Am 21. Oktober 1233 beauftragte der Papst den Bischof von Hildesheim mit dem Schutz des Marburger Hospitals. Einen Tag zuvor hatte er bereits Konrad von Thüringen in seinen Schutz genommen und den Bischof von Hildesheim mit der Wahrnehmung dieses Schutzes beauftragt. Über beide Ereignisse wird in den Regesta Imperii berichtet (Nr. 6995 und 6997). In diesem Monat muss Hermann von Salza im Auftrag des Kaisers beim Papst gewesen sein. Auch wenn es darüber keine konkreten Angaben gibt, in den Preussischen Regesten von Perlbach steht in Nr. 123: "welches [das Reliquiar], wie der Hochmeister ihm (Gregor) persönlich mitgetheilt, die Ordensbrüder in Preussen aufbewahren." Am 12. Oktober 1233 hatte Papst Gregor den nach Preußen aufgebrochenen Kreuzfahrern einen Ablass erteilt, wenn sie freitags die dem Deutschen Orden in Preußen gehörende Kreuzpartikel anbeten. Über dieses Reliquiar habe ich bereits im Teil 31 der Beiträge zum Leben Hermann von Salzas berichtet. Es ist anzunehmen, dass bei den Gesprächen des Hochmeisters mit dem Papst im Herbst 1233 wohl auch Thüringer Probleme angesprochen wurden. Dazu gehörte auch die zukünftige Entwicklung des Ordens in Deutschland und sicher auch die Zukunft des Marburger Hospitals. Die Inschutznahme des Thüringer Landgrafen durch den Papst passte in das wohl damals angedachte Konzept, da auch der Kaiser an einer Stärkung der Thüringer Landgrafschaft interessiert war.

Konrad von Thüringen reiste im Sommer 1234 nach Italien, um mit dem Papst, dem Kaiser und auch mit Hermann von Salza diese Angelegenheit zu besprechen. Das erste Ergebnis war, dass am 1. Juli 1234 Gregor IX. nach dem Wunsche der Brüder Heinrich und Konrad, Landgrafen von Thüringen, insbesondere auf die Bitte des zweiten das (ursprünglich von der heiligen Elisabeth aber ungültig gestiftete) von diesen dotierte und mit der Pfarrkirche Marburgs vermehrte Hospital des heiligen Franziskus daselbst an den Deutschen Orden übertrug. So verschachtelt beschreibt die Regesta Imperii Nr. 7025 diesen wichtigen Vorgang. Damit war von päpstlicher Seite die weitere Entwicklung des Deutschen Ordens in der Mitte Deutschlands hervorragend unterstützt worden. Zwei Wochen später nahm auch Friedrich II. in Anwesenheit des Landgrafen und des Hochmeisters das Hospital der heiligen Elisabeth in seinen besonderen Schutz.

Auch die seit der Ermordung Conrads von Marburg ruhenden Bemühungen um die Heiligsprechung der thüringischen Landgräfin war in diesen Tagen angesprochen worden. Am 11. Oktober 1234 beauftragte Gregor IX. den Bischof von Hildesheim ihm die bisherigen Untersuchungsergebnisse über die Wunder der Landgräfin Elisabeth zu übergeben, "oder wenn diese untersuchung nicht mehr zur hand sein sollte, eine neue anzustellen." (Reg Imp. Nr. 7044). Möglicherweise waren sich der Bischof und die beteiligten Äbte nicht sicher, ob die vorhandenen Untersuchungsergebnisse ausreichend waren, sie bestimmten zum 1. Januar 1235 einen neuen Anhörungstermin der früheren Zeugen. Inzwischen hatte Gregor den Hochmeister beauftragt, der neu eingesetzten Kommission die bei der Kurie liegenden Protokolle Konrads von Marburg zukommen zu lassen. Hermann selbst wird deshalb nicht nach Deutschland gereist sein, da er in dieser Zeit für den Kaiser in Italien tätig war.

Auch Landgraf Konrad kann wohl nicht mehr am 11. Oktober 1234 in Perugia bei Gregor IX. gewesen sein. Es gibt einige Urkunden vom 6. November 1234 aus Homberg an der Ohm, die ziemlich sicher die Anwesenheit des Landgrafen in Thüringen beweisen. Zusammen mit seinem Bruder Heinrich und seinem Neffen Hermann übergab Konrad dem Deutschmeister Heinrich von Hohenlohe umfangreiche Besitzungen in Thüringen, darunter auch Griefstedt, das als Kommende Marburg unterstellt war. Deshalb wird Konrad spätestens Ende September oder Anfang Oktober nach Thüringen zurückgereist sein. Am 18. November 1234 trat Konrad mit neun Rittern und zwei Klerikern in den Deutschen Orden ein.

Als Ordensbruder war Konrad von Thüringen danach im Frühjahr 1235 wieder nach Italien gezogen. Auf der Internetseite www.credobox.de fand ich in dem Artikel des Josef Leinweber über den "Kanonisationsprozeß der hl. Elisabeth von Thüringen" eine interessante Darstellung. "Bald nach dem Verhör machte sich die Gesandtschaft zur Überbringung der Protokolle an die päpstliche Kurie auf den Weg. Sie bestand aus dem Abt Bernhard des Zisterzienserklosters Buch, dem Kreuzzugsprediger Salomon, dem erst vor kurzem in den Deutschen Orden eingetretenen Landgrafen Konrad von Thüringen und einigen anderen Ordensleuten. Die Gesandtschaft traf den Papst in Perugia an, wo er seit dem Herbst 1234 residierte. Gregor IX. ließ … das gesamte Aktenmaterial vor ein Konsortium bringen. Dieses fand in Gegenwart der lateinischen Patriarchen von Antiochien und Jerusalem, der Kardinäle, zahlreicher Erzbischöfe, Bischöfe und anderer Prälaten vermutlich in der zweiten Maihälfte des Jahres 1235 statt. Nach der Verlesung der Protokolle sprachen sich alle Anwesenden für die Aufnahme der verstorbenen Landgräfin in das Verzeichnis der Heiligen aus. Damit war das eigentliche Prozeßverfahren zu Ende. Die Publikation der neuen Heiligen erfolgte am Pfingstfest des gleichen Jahres, das damals auf den 27. Mai fiel."

Elisabeth, die ungarische Königstochter aus dem Geschlecht der Arpaden war nicht die erste Heilige in ihrer Familie. Vor ihr waren bereits fünf Mitglieder dieser ungarischen Dynastie heilig gesprochen worden. Nach der Elisabeth führt die WIKIPEDIA weitere vier Mitglieder dieser Fürstenfamilie als Heilige auf.

Der Höhepunkt dieser bedeutungsvollen Ereignisse war dann die Grablegung der heilig gesprochenen Landgräfin am 1. Mai 1236 in Marburg vor einer großen Menschenmenge, wo Kaiser Friedrich II. im grauen Büßergewand die Heilige aus dem Grab hob und ihr seine Krone auf das Haupt setzte. Das schildert Hans Patze in "Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen", nachzulesen auf www.genealogie-mittelalter.de. Er fasst diese Ereignisse für mich sehr treffend zusammen: "Die Erhebung der populärsten Heiligen ihrer Zeit zur zweiten Patronin des Ordens nach der Gottesmutter, die Errichtung der Elisabethkirche, der Eintritt eines Reichsfürsten in den Orden, dies alles mußte das Ansehen des Ordens ganz ungewöhnlich steigern." Ich bin mir auch sicher, dass der Kaiser gemeinsam mit Hermann von Salza den Landgrafen Konrad bestimmt hatten, in den Deutschen Orden einzutreten, um durch diesen Reichsfürsten den Bestand und die Bedeutung des Deutschen Ordens für die Zukunft zu festigen.

Damit schließe ich diesen Abschnitt der Lebensgeschichte Hermann von Salzas. Ich nehme mir eine schöpferische Auszeit. Ich hoffe in einigen Monaten dann weitere Artikel über den Deutschen Orden und Hermann von Salza im MOMENT. zu veröffentlichen.

Dieter Deubner

Bad Langensalza 1. Juni 2008


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